Zugtür aus Mühlhausen schützt Leben
Eine Zugtür aus dem Unstrut-Hainich-Kreis bewährte sich bei einem dramatischen Unfall in der Slowakei. Wie das Bauteil Leben rettete, sorgt nun für Aufsehen.
Ein schwerer Eisenbahnunfall erschütterte die Slowakei vor wenigen Wochen: Ein internationaler Schnellzug kollidierte an einem Bahnübergang nahe der Stadt Nové Zámky mit einem Linienbus. Die Bilanz des Unglücks ist erschütternd: Sieben Menschen verloren ihr Leben, fünf weitere wurden schwer verletzt. Der Unfall ereignete sich am Donnerstag, 27. Juni, gegen 17 Uhr, etwa 80 Kilometer östlich der Hauptstadt Bratislava.
Das überraschende Detail des tragischen Unfalls: Die Firma S&S Schließ- und Sicherungssysteme aus Mühlhausen hatte die Maschinenraumtür der Lokomotive gebaut, die sich im Nachhinein als lebensrettend erwies. Die Tür verhinderte, dass das Feuer, welches durch den auslaufenden Treibstoff des Busses entfacht wurde, den Maschinenraum der Lok erreichen konnte. Lokführer und die Fahrgäste in den Waggons dahinter konnten so vor dem Flammeninferno geschützt werden. Der Lokführerstand brannte völlig aus.
Medienberichten zufolge befanden sich etwa 200 Menschen im Zug und neun im Bus. Der Aufprall sei so heftig gewesen, dass der Bus in zwei Teile gerissen wurde. Der Lokführer rettete sich Sekunden vor der Kollision hinter die in Mühlhausen gefertigte Maschinenraumtür. Durch die enorme Hitze erlitt er leichte Verbrennungen, konnte jedoch ein Entgleisen des Zuges verhindern und somit weitere Verletzungen von den Passagieren abwenden. Alle Todesopfer des Unfalls saßen im Bus.
Fahrgäste im Zug kamen mit leichten Blessuren davon
Katarina Molnárová, eine Passagierin des Unglückszuges, berichtete der Nachrichtenagentur AFP von einem „Schlag und einem Knall“, kurz nachdem der Zug den Bahnhof von Nové Zámky verlassen hatte. „Nach ein paar Minuten konnten wir aussteigen. Der vordere Teil des Zuges stand komplett in Flammen, aber es gab kein Geschrei oder Panik. Die Passagiere nahmen ihr Gepäck und gingen zur Straße“, erläutert Molnárová gegenüber einem Reporter.
Fotos und Videos im Internet zeigen die brennende Lokomotive und Passagiere, die sich entlang der Gleise in Sicherheit bringen. Dicker, grauer Rauch stieg in den Himmel, während Rettungskräfte mit Krankenwagen und Rettungshubschraubern zum Ort des Geschehens eilten.
Die Ursache des Unfalls wird noch untersucht. Der slowakische Verkehrsminister Jozef Raz erklärte der Deutschen Presseagentur (DPA), dass menschliches Versagen höchstwahrscheinlich die Ursache des Unfalls sei. „Es gab keinen technischen oder Systemfehler“, betonte er. Die Strecke, auf der der Unfall geschah, sei nach schweren Regenfällen für Wartungsarbeiten gesperrt gewesen.
Expertise des Mühlhäuser Unternehmens rettet Leben
Wenige Tage nach dem Unglück erhielten Mareike Hilke, die Geschäftsführerin der Firma S&S in Mühlhausen, und Kai Heintze, der Leiter Entwicklung und Konstruktion, die Nachricht vom tragischen Geschehen. „Die Tür stammt aus einem Projekt, das zwischen 2005 und 2015 in unserem Unternehmen umgesetzt wurde“, so Hilke. Die Tür sei aus Aluminiumprofilen gefertigt, die für den Brandschutz zusätzlich mit feuerfesten Blechen versehen wurden. „Sie musste den Flammen mindestens 15 Minuten standhalten, und das hat sie auch getan“, weiß die Geschäftsführerin.
Kai Heintze ergänzte: „Wir verwenden Materialien, die im Zusammenspiel mit Hitze aufschäumen und so das Durchdringen von Feuer und Rauch verhindern. All diese Eigenschaften werden stets getestet. Es ist das erste Mal, dass wir nach einem schweren Unglück solch ein Feedback von Waggonbauern erhalten haben.“
Das Mühlhäuser Unternehmen drückte sein Mitgefühl den Angehörigen der Opfer aus und betonte, dass das Geschehene für alle Beteiligten tragisch sei.
(Quelle: Auszug aus Thüringer Allgemeine vom 29.08.2024)